Bericht aus den Westfälischen Nachrichten/Ibbenbürener Volkszeitung vom 13.07.2023
Text und Foto: Sunhild Salaschek
Prof. Dr. hc. Raimund A. Beckmann machte Westerkappeln zu seiner Wahlheimat. Die Dreidimensionalität ist für den Künstler Beckmann besonders wichtig; kein Wunder, denn in erster Linie war und ist er Architekt mit räumlicher Denkweise.
Ein Maleratelier ohne alte angemischte Farbreste? Das war bis vor kurzem undenkbar, bei Raimund A. Beckmann ist es prächtige Realität. Er „malt“ seine Werke am Bildschirm des PC. Mit leuchtenden Kontrastfarben oder auch in vielfachen Farbabstufungen und -überschneidungen erzielt er eine bewundernswerte Ausgewogenheit von Spannung und Harmonie. Für seine überwiegend gegenstandslosen Werke nutzt er als Hilfsmittel am PC ausschließlich ein gängiges Office-Programm.
Malprogramme, auch mit großer Farbauswahl, reichen ihm nicht aus, um seine individuellen Vorstellungen zu verwirklichen. Für seine Farbgestaltung ist ihm die unterschiedliche Atmosphäre je nach Kontext besonders wichtig. So verändert sich – abhängig vom jeweiligen Zusammenhang – nicht nur ihre Leuchtkraft, es können in bestimmten Kompositionen auch flächige Grundformen als Körper erscheinen. Die Dreidimensionalität ist für Beckmann besonders wichtig; kein Wunder, denn in erster Linie war und ist er Architekt mit räumlicher Denkweise.
Der Bildenden Kunst, für die er sich schon in seiner Jugend interessierte, wandte er sich erst seit seiner Pensionierung 2003 intensiver zu. Zuvor hatte er sich nach Abschluss seines Studiums im Fach Städtebau mit Wettbewerbserfolgen, mit Auszeichnungen, mit renommierten Preisen und mit großen öffentlichen Aufträgen in Münster und Osnabrück als freischaffender Architekt rasch einen Namen gemacht. Er kannte und schätzte die Großstadt, machte aber dennoch 1973 in Westerkappeln den Hof in Westerbeck zu seiner Wahlheimat. Dort spielte er neben seinen beruflichen Erfolgen – 1983 wurde er in Münster zum Professor für Städtebau berufen – mit der Organisation von kleinen aber feinen Ausstellungen und Konzerten eine anerkannte Rolle im Kulturleben vor Ort.
2014 konstruierte er anlässlich eines Konzerts ein mitschwingendes Mobile, dem er den Namen „Explosion der Notenlinien“ gab. Vier Jahre später wandte er sich dann speziellen Formen der Malerei zu. Zunächst schuf er Wandwerke aus lackierten Platten, die er selbstironisch „PlattEtueden“ nannte. 2022 entstand eines seiner wenigen gegenständlichen Werke, das besonders beeindruckende Diptychon „Krieg und Frieden“ mit einem abstürzenden Feuervogel und einer aufsteigenden Friedenstaube.
Angeregt von den Bildern des Osnabrücker Künstlers Friedrich Vordemberge-Gildewart kreiert Beckmann zurzeit digitale Serigraphien: Kunst-Konkret-Konstruktiv. Hier nutzt er neben seinen vielseitigen gestalterischen Erfahrungen auch seine Kenntnis in Mathematik und darstellender Geometrie, mit denen er sich schon während seines Studiums bis hin zur 1. Staatsprüfung befasst hatte. Er entwickelte sogar eine eigene kunstbezogene Proportionsformel.
Großen Wert legt Beckmann besonders auf die Frage der Wirkung der Kunst im Kontext zu Raum und Mobiliar. Sein Vortrag zu diesem Thema anlässlich einer Ausstellung seiner faszinierenden Arbeiten in der Osnabrücker Galerie Kunstgenuss stieß auf großes Interesse. Wer mehr über den begeisterten Künstler und begeisternden Kunstvermittler wissen will, dem öffnet er nach vorheriger Absprache über seine Homepage (raimund-beckmann.de) gern sein Atelier.