Prof. Dr. Jan Cejka (aus Festvortrag zur Einweihung 16.02.2001)
Zur Vorgeschichte
„… auf der Basis des Wettbewerbsvorschlags wurde von Domenig (Prof. Günther Domenig, Graz) ein Entwurf erstellt, dessen Schwerpunkt ein symmetrisches Gebäude für die zentralen Einrichtungen auf der Kreuzung der beiden Kasernenachsen bildete. … Allerdings belief sich der Kostenvoranschlag auf ca. 40 Mio. DM, während für die Finanzierung nur ca. 20 Mio. vorgesehen waren. Somit schien das Vorhaben vorläufig am Ende zu sein.
Zu diesem Zeitpunkt bat der Kanzler der Kunstakademie Herrn Beckmann, der das Verfahren vom Anfang an begleitet hatte, Kosten einzusparen und dadurch die Akademie… zu retten. Beckmann hat sich an die Arbeit begeben und einen neuen Entwurf unter Beibehaltung der städtebaulichen Vorgaben von Domenig erarbeitet. Es war ihm dabei gelungen, die Kosten auf ca. 29 Mio. zu reduzieren, wodurch sich neue Perspektiven der Realisierung eröffneten. … „
Zum Entwurf
„Das zentrale Gebäude wurde durch zwei Belichtungsgräben in drei Bereiche gegliedert – seitlich die Trakte der Büros, in der Mitte das Foyer, der Hörsaal und das Fotostudio. Dabei wurde der Hörsaal … so gestaltet, dass er zum Foyer geöffnet werden kann… Die monumentale Treppe, die das Zentrum des ersten Entwurfs (Domenig) bildete, verwandelte sich in funktionale Treppen, die in die Lichtgräben verbannt wurden. Dadurch ist das Foyer zu einem multifunktionalen Raum geworden, wie wir ihn heute erleben.
Der Hof zwischen dem Hauptgebäude und dem Hufeisen der Ateliers verwandelte sich … zum amphitheatralisch angelegten Forum mit Bühne und Regiekanzel, das vielfältige, kreative Nutzungen ermöglicht. […]
Mit dem neuen Entwurf kamen auch neue Details. Besonders erwähnenswert sind die sensiblen Eingriffe in die alte Substanz wie z. B. die vergrößerten Fenster der (ehem.) Ställe, die durch ihre Formate, Unterteilungen und Material die alte Atmosphäre evozieren.“
Prof. Dr. Manfred Schneckenburger (aus Eröffnungsrede 13.12.2000):
„…Er (Beckmann) hat – ich sage das mit Bedacht – den alpinen Dekonstruktivismus des Grazers (Domenig) kongenial weitergedacht…. … Aus der ursprünglichen finanziellen Not des Streichens, Weglassens, Vereinfachens hat er die Tugend des Neudurchdenkens, Klärens, Steigerns gemacht. Endlich mal ein Verwaltungstrakt… mit spannenden Durchblicken, Ausweitungen, Buchten: räumliche, nicht bloß funktionale Antworten auf den Zwang zur Gängelung!
Wenn der Hörsaal sich als schroffes Riff nach außen stülpt, so beruhigt Beckmann das in großflächigen Schrägen, die um das Foyer durch alle Geschosse aufsteigen. Der landschaftliche Oberton des Entwurfs wird in luftige Durchblicke, steile Lichtschneisen und schmale Klüfte umgesetzt.
Die Öffnung des Hörsaals auf eine Großprojektionswand im Foyer gehört zu den meist bewunderten räumlichen Manövern des Innenbaus…“
Fotos : Olaf Mahlstadt