Kriegsgeschehen 2024

Einleitender Essay von Marianne Lohmann

In den neueren Arbeiten von Raimund A. Beckmann findet in Form eines Bilderzyklusses eine intensive Auseinandersetzung mit Kriegsgeschehen statt: sowohl mit dem ständig aktuell berichteten als auch mit dem aus eigener Erfahrung unmittelbar erlebten Kriegsgeschehen in der Kindheit während des 2. Weltkriegs in der Nähe von dem heute als Friedensstadt bezeichneten Osnabrück.

Es treffen wie Flashbacks – auch und gerade in Beckmanns hohem Alter – die aufblitzenden Erinnerungen auf medial vermittelte tagesaktuelle Bildwelten. Beide versucht der Künstler, Architekt und ehemaliger Architektur- Professor in etwas zu übersetzen, sodass diese sich überlagernden Sinneseindrücke zu einer klareren und in sich stimmigen Aussage kommen, um so auch für die Betrachtenden zu einer vermittelnden Ebene finden zu können.

Farben, Formen, Proportionen ordnet Beckmann einer Art Appell-Charakter unter, scheinbar einer ordnenden Strategie, die Symbole und Metaphern organisiert, Klarheit herstellt, der Kollision von Farbe und Form in erster Linie eine für Ruhe und Stringenz sorgende Rolle zuschreibt.

Er versucht auf seine Weise das Unmögliche: Widersprüche zu vereinen.

So scheint er Verdichtungen in Farbe, Form und Struktur im Rahmen seines eigenen Proportionen-Kanons in bisher weniger erprobter geradezu illustrativer Weise zu verwenden, um dem täglichen visuellen Bilder-Ansturm etwas entgegen zu setzen, das emblematisch eindeutig – wie auf der Netzhaut eingefroren und somit endgültig und nachhaltig – zu einem Aufruf zu Reflexion und Friedfertigkeit gerät, dabei aber auch zwischen Abstraktion und Abbild weiterhin um Ausdruck ringt.

Marianne Lohmann, M.A. Osnabrück, Juli 2024


Visualisierte Gedanken des Künstlers

Aggression
Die aktuellen Weltereignisse gehen auch nicht spurlos „am Künstler“ vorbei… Als 7-jähriger habe ich im Frühjahr 1945 in Osnabrück auf der Flucht in die Bunker noch das Dröhnen der herannahenden Bombengeschwader gehört und heute noch im Ohr… Es folgten die Einschläge und Explosionen. – Diese Erinnerungen kommen in einem meiner letzten Werke zum Ausdruck. (Aggression DS-175)
Verteidigungslinie
Gegen die Angriffe müsste eine Abwehr unter starker Führung wohl strategisch geordnet sein, sonst geht sie im Chaos unter – und der Aggressor gewinnt. – Meine Vorstellung hat mit (Verteidigungslinie DS-173) diese Gedanken in gestraffter Form aufgenommen.
Gleich aufgerüstete Kriegsgegner verwickeln sich mit Angriff und Verteidigung in eine nicht enden wollende Konfrontation – die Waffen und Raketen fressen sich gegenseitig. Meine plastische Darstellung (Konfrontation DS-178) will das deutlich machen.
Das in den Medien zu beobachtende Kriegsgeschehen in der Ukraine, in Palästina und anderen Teilen der Welt führt uns auch in erschreckender Weise vor Augen, wie die Verrohung der Akteure und kämpfenden Aggressoren vor Vergewaltigung und Schändung nicht Halt machen – Menschenrechte werden mit Füssen getreten. Ich versuche das mit (DS-185 Schändung) zum Ausdruck zu bringen : selbst den Friedhöfen wird der Anspruch des Friedens genommen.
Zu beobachten ist aber auch, dass Menschen sich nicht mehr verstecken wollen, sondern auf die Straße gehen, um zu protestieren. Sie rufen nach dem Verständnis der Politiker für eine Abkehr von der Vorstellung, Konflikte mit Waffen lösen zu können. Sie bitten lautstark – leider zum Teil ebenfalls aggressiv – um Einhalt. Mein Werk STOPP (DS186 Demonstration) soll hierfür ein Sinnbild sein.
Frage ist natürlich schon, was Diplomatie überhaupt erreichen kann, wenn die Kriegsgegner so verbissen und unnachgiebig auf ihren Ansprüchen beharren… Trotzdem wage ich mit (DS-179 Verhandlungen / Diplomatie) dem Wusch nach Trennung der Kampfhähne noch ein Bild zu widmen, das einen Friedensvertrag zwischen vielen Aktenrücken eingeklemmt hat.
Schließlich symbolisiert das gebrochene Säulenbündel den Bedarf zur Beseitigung der Kriegsschäden durch Reparation und Wiederaufbau (DS-181).

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